Gemeinsamer Schafalmwandertag am 21.8.2022 in Obergurgl

Länderübergreifender Austausch

Nach längerer Pause lud die Schaf- und Ziegenzucht Tirol eGen zum gemeinsamen Schafalmwandertag mit Südtirol und Bayern ins Ötztal

Am Sonntag, 21. August, trafen sich zahlreiche Schafzüchter aus Tirol und den angrenzenden Nachbarländern zum länderübergreifenden Schafalmwandertag in Obergurgl.

Der Schafalmwandertag der Schaf- und Ziegenzucht Tirol eGen erfreut sich traditionell großer Beliebtheit. Nach dem covidbedingten Aussetzen fand am vergangenen Wochenende erneut eine Almwanderung statt, die die Schafzüchter:innen aus Bayern, Nord- und Südtirol nach Obergurgl führte. Ziel waren die Angereralm. Start war um 10:00 Uhr bei der Mautstelle Timmelsjoch-Hochalpenstraße. Darauf folgte die traditionelle Tiersegnung und Almvorstellung auf der Bergstation der Kirchenkarbahn. Nach dem gemeinsamen Mittagessen richteten die anwesenden Ehrengäste Grußworte an die Teilnehmenden.

Gemischten Gefühlen verlieh der Obmann der Nordtiroler Schafzüchter:innen, Michael Bacher, Ausdruck: „Einerseits ist es schön, dass wir wieder so viele Interessierte begrüßen dürfen. Dass der gesamte Almsommer aber auch heuer wieder von unsäglichem Tierleid und zahlreichen Rissen in ganz Tirol überschattet wird, ist andererseits ein Grund zur Sorge. In diesem Sommer 2022 haben wir nun bereits das dritte Jahr in Folge mit den Auswüchsen des Wolfsaufkommens im Alpenraum zu kämpfen. Die Zahl der Schafsrisse steigt und steigt. Einmal mehr möchte ich daher unsere Forderungen deutlich machen: Um unser gepflegtes Landschaftsbild zu erhalten und um die Almwirtschaft, wie sie derzeit besteht, weiterführen zu können, braucht es politischen Willen, Mut zum Handeln und Unterstützung für die Almbewirtschafter:innen!“

Das unterstrich Lorenz Müller, Vereinsobmann der Schafzüchter:innen in Südtirol: „Die Almwirtschaft, wie wir sie in unseren Regionen seit geraumer Zeit betreiben, ist eine Kulturinstitution. Sie leistet einen Mehrwert für die gesamte Bevölkerung – nicht nur gegenwärtig, sondern auch für eine nachhaltigere Zukunft, für die Generationen, die uns folgen. Daher werden wir nicht müde, unsere Forderungen an die Politik zum Ausdruck zu bringen, bis sich endlich etwas bewegt“, verdeutlichte Müller die Lage.

In ihren Grußworten überbrachten auch zahlreiche weitere Vertreter der Landwirtschaft ihre Sorge zum Ausdruck:

Elmar Monz, Kammerobmann im Bezirk Landeck und Vereinsobmann-Stellvertreter „Alm ohne Wolf“:

Unsere alpinen Regionen sind gemeinsam betroffen, dementsprechend müssen wir auf regionsübergreifende Maßnahmen setzen. Die Frage des Schutzstatus des Wolfes gehört gesamteuropäisch auf die Probe gestellt. Bis wir da eine Lösung haben, müssen alle Spielräume auf Landes- und Bundesebene ausgenutzt werden, sonst steht die Schafhaltung vor dem Aus.“

Andreas Gstrein, Kammerobmann im Bezirk Imst:

„Die Schafe sind nicht nur für die Landwirtschaft wichtig, sondern auch die Basis für den Tourismus. Gerade bei uns im Ötztal werden die steilen Flächen so freigehalten und die Hänge durch die Tritte der Tiere hinsichtlich Muren gefestigt und das kurze Gras verringert das Entstehen von Lawinen im Winter. Kurzum: Die gesamte Bevölkerung muss ein Interesse daran haben, dass unsere traditionelle Almwirtschaft weitergeführt wird!“

Christian Angerer, Kammerobmann im Bezirk Reutte:

„Ich bin selber Schafbauer und kann die Bilder, die seit Beginn der Weidesaison wöchentlich aus ganz Tirol geschickt werden, nur schwer anschauen. Wölfe verursachen unsägliches Leid und müssen reguliert werden. Sie sind nicht mehr bedroht – sondern die Almwirtschaft. Daher braucht es endlich ein klares Management inklusive Entnahmen.“

Stefan Brugger, Vereinsobmann „Weidezone Tirol“:

„Wir haben mit dem „Manifest“, das kürzlich unterzeichnet wurde, eine Weichenstellung für die Zeit nach der Landtagswahl geschaffen. Die Zeit drängt, wir brauchen vor dem nächsten Almsommer eine Lösung und Perspektiven, sonst ist es zu spät und die Betriebe sperren zu. Das können wir nicht riskieren.“

By | 2022-08-22T11:48:00+00:00 August 22nd, 2022|Categories: Aktuelles|0 Comments